Der Wackelstein ist ein geheimnisvolles, ein merkwürdiges und irritierendes Objekt - über seine Herkunft und sein Alter kann nur spekuliert werden. Seine kinetischen Eigenschaften sind ebenso verblüffend wie faszinierend. Die ästhetische Anmutung variiert je nach Ausführung und Material, ist aber immer überzeugender und anziehender Ausdruck einer stimmigen Ganzheit.

Die vom Künstler Jack Mankiewicz in meisterlicher Handarbeit geschaffenen Wackelsteine weisen eine beeindruckende Vielfalt und Variationsbreite auf. Dabei scheinen die einzelnen Wackelsteine, jeder ist ein Unikat, niemals beliebig. Ganz im Gegenteil. Die Hingabe und Akribie, mit der der Künstler Jack Mankiewicz die Objekte aus seltenen und wunderschönen, oft ganz unbekannten Hölzern fertigt, steht stellvertretend für seine Arbeitsweise und Überzeugung. Diese spiegeln sich in seinem Gesamtwerk durchgängig wieder. Immer ist es die Suche nach der nicht mehr zu steigernden Stimmigkeit aus Material, Form und Funktion, die ihn in sympathischer Kompromisslosigkeit an seinen Themen arbeiten lässt.  

Was der Künstler in so beeindruckender Präzision von Hand aus den wertvollen Hölzern formt, ist im Ergebnis der beinahe symmetrischen Freiformen von faszinierender Klarheit. Seine Wackelsteine weisen eine einmalig perfekte Funktion auf, die durch eine nicht sichbare Asymetrie der Form entsteht. Ein Balanceakt zwischen Perfektion und Scheitern, den der Künstler durch seine Versiertheit und Hingabe für sich entscheiden kann.  

Die dunkle, polierte Oberfläche gibt den ästhetischen Objekten, die an ein kleines Schiffchen erinnern, den Charakter von Handschmeichlern. Teilweise wird die Form durch präzise Kanten definiert. Doch immer wirkt das Ergebnis absolut - ausgereift und in sich stimmig. 

Doch was hat es mit dem Wackelstein wirklich auf sich? 

Oberflächlich betrachtet ist der Wackelstein ein, wenn auch edel anmutendes, Objekt aus Holz. In dieser vordergründigen Simplizität liegt auch die Faszination dieses magischen „Undings“. Aus dieser Einfachheit heraus offenbart es seine komplexen, verborgenen, unerwartet auftretenden und mystisch erscheinenden Geheimnisse. 

Erst wenn der Wackelstein in Bewegung versetzt wird, gibt er seine verborgenen Eigenschaften offenkundig preis. Er scheint dann ein Eigenleben zu entwickeln, das alle kinetische Energie in eine eigenwillige Dynamik verwandelt.

Egal, wie man den Stein in Bewegung versetzt, ob man ihn rotieren lässt, antippt oder einfach auf den Tisch gleiten lässt, stets wird der Wackelstein am Ende in seine ihm eigene Richtung rotieren. Der Wackelstein lässt sich nicht zwingen und bleibt seiner inneren Richtung stets treu.

Doch sein Geheimnis kann nur zu leicht übersehen werden. Erst die ebene Fläche enthüllt diese faszinierede Dynamik. Sie ist eine Hauptkomponente, ohne die der Stein völlig wirkungslos bliebe. Erst die Fläche als komplementäre Voraussetzung macht das Phänomen möglich. 

Der Wackelstein alleine offenbart sich nicht. Er braucht das Gegenstück, damit aus zwei so unterschiedlichen Komponenten die Wirkung des Ganzen entstehen kann. Man kann den Wackelstein ohne weiteres unterschätzen und sein Wesen missdeuten. Wer jedoch Empathie und Neugierde besitzt, wer den Wackelstein auf sinnlich und spielerisch begreift, der wird nach und nach neue Tiefen und Reichtümer dieses Objektes erschließen 

Der wissenschaftliche Nachweis, also die physikalische und mathematische Grundlage dieses Phänomens, wurde erst Mitte der 60er Jahre umfangreich beschrieben. Lange nachdem das Phänomen bereits bekannt war, gelang es dem Physiker Sir Herman Bondi, das Geheimnis zu entschlüsseln. 

Der Wackelstein lässt viele Interpretationen, Rückschlüsse, und Reflexionen zu. Doch eines ist sicher: dieses „Stück Holz“ hat verblüffend viel Leben in sich. Es ist die Verkörperung eines Prinzips der verborgenen inneren Natur. Es gibt weitere Interpretationen und Assoziationen.

Es erinnert an den rechten Weg, oder die Umkehr vom falschen Weg, erinnert an die Kraft der Bewegung und daran, dass hinter dem Offensichtlichen viel Tiefe stecken kann, mehr als zu erahnen ist - wenn man ihm nur Aufmerksamkeit schenkt und sich auf seine Entdeckung einlässt…

Doch so unterschiedlich die Intepretationen, so verschieden sind die Reaktionen der Menschen auf den Wackelstein. Es scheint, als wäre der Wackelstein ein Spiegel der Fähigkeit, auf das Unerwartete reagieren und das Unverständliche aber Offensichtliche akzeptieren zu können. 

So wird der Wackelstein zum Gegenstand inspirierender Auseinandersetzung mit der eigenen Natur oder der anderer Menschen.

Machen Sie den Versuch, legen sie den Wackelstein auf eine glatte ebene Fläche aus Stein, mit der gewölbten Seite nach unten und drehen ihn um den Mittelpunkt, versetzen ihn in Rotation. Was dann geschieht, hängt von der Drehrichtung ab, ist auch abhängig davon, ob es ein rechtsdrehender oder linksdrehender Wackelstein ist. Die Drehbewegung wird, wie durch eine unsichtbare Kraft gebremst, und der Wackelstein beginnt, sich energisch in die umgekehrte Richtung zu drehen…